13 Vorschläge zur Entlastung des Fahrpersonals

Klaus Wegener* hat gekündigt. Erst vor zwei Jahren war er von seinem alten Job als Fahrer bei einer Spedition zum örtlichen Nahverkehrsunternehmen gewechselt, weil er sich einen sicheren Arbeitsplatz mit besseren Arbeitszeiten erhoffte. Doch seine Erwartungen wurden enttäuscht. „Ich wurde oft von den Kollegen in der Disposition angerufen und musste an freien Tagen fahren. Wenn ich aber mal dringend einen freien Tag haben wollte, ging das nicht, weil zu wenig Fahrer da waren!“ Außerdem seien die Einsätze ziemlich anstrengend: „Sieben Arbeitstage hintereinander, da bin ich an meinem ersten freien Tag ziemlich platt,“ so Wegener. Er arbeitet nun am Flughafen, hat planbare Arbeitszeiten und erhält 240,- Euro netto mehr.

Dieses Beispiel aus der betrieblichen Praxis beschreibt eine der größten Herausforderungen für die ÖPNV-Betriebe: Wachsender Personalbedarf aufgrund der Verkehrswende bei gleichzeitig starker Konkurrenz um Fachkräfte mit anderen Branchen. Umso wichtiger ist es, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, um die Beschäftigten im Unternehmen zu halten und Fehlzeiten aufgrund von Überlastung zu vermeiden.

Dazu haben wir gemeinsam mit Unternehmensleitungen, Planern, Disponenten, Betriebsräten im Rahmen von Betriebsvereinbarungen ein ganzes Set an Lösungen erarbeitet, die je nach Bedarf eingesetzt und miteinander kombiniert werden können:

  • Einführung einer Schichtwoche mit gleicher Dienstlage
  • mehr Belastungswechsel in der Dienstreihenfolge („Entlastungs-Turnus“)
  • weniger Dienste „am Stück“, z.B. nicht mehr als max. 5 oder 6 Tage hintereinander
  • Belastungswechsel zwischen „Stresslinien“ und nicht so belasteten Linien
  • Festlegung der Anzahl von dienstfreien Wochenenden und „unechten“ Wochenenden
  • Festlegung der Anfangszeiten vor und nach Einzelfrei und Doppelfrei
  • vor und nach Einzelfrei keine Verfügungsdienste
  • längere Ankündigungsfristen für Dienstlagen in Verfügungsdiensten
  • Begrenzung der Schichtlänge von geteilten Diensten auf 12 Stunden
  • zusätzliche Zeitgutschriften für geteilte Dienste
  • Begrenzung der Fahrzeiten („Runter vom Bock“) auf 3 ½ Stunden
  • systematische Verbesserung der Pausenbedingungen (Toiletten, Sozialräume, Hygiene)
  • mehr Unterstützung bei der Stressbewältigung durch den Betrieb

Dieser Praxis-Baukasten an konkreten Lösungsansätzen zeigt: Entlastende Maßnahmen müssen nicht kostenintensiv sein. Oft reicht schon eine bessere Pausensituation, eine andere Ablösung zwischen den Diensten oder ein Wechsel zwischen hochbelastenden und entlastenden Dienstanteilen.
Thomas Wunder

*Name von der Redaktion geändert