Schulbusverkehr: Bewährungsprobe für den ÖPNV!

Hygieneschutz als nachhaltige Qualitätsaufgabe auch nach Corona.

In diesem erneuten Lockdown rät die Politik, öffentliche Verkehrsmittel soweit wie möglich zu meiden. Das kann man kritisieren, ist aber verständlich. Viele Menschen fühlen sich nicht sicher in Bus und Bahn. Es ist daher gut, dass das Verkehrsministerium nun eine Studie des Fraunhofer Instituts für Bauphysik auf den Weg gebracht hat.

Der erneute Lockdown stellt insbesondere den Schulbusverkehr vor große Herausforderungen. Es ist kaum zu vermitteln, dass in den Schulen die Kinder mit Mundschutz und Abstandregeln umgehen müssen, während sie in den Bussen und an den Haltestellen dicht gedrängt stehen. Die besorgten Briefe von Elternbeiräten sprechen eine deutliche Sprache.

In den letzten Monaten haben die Bundesländer zusätzliche Förderprogramme eingerichtet, mit denen die Kommunen bis zu 80 % für zusätzliche Verstärkerfahrzeuge erhalten. So hat z.B. Rheinland-Pfalz im September eine „Busbörse“ aufgelegt, mit der landesweit 250 Fahrzeuge finanziert wurden. Schnell hat sich diese Zahl als nicht ausreichend erwiesen, und jetzt muss erheblich aufgestockt werden.

Die Situation in den Regionen ist aktuell höchst unterschiedlich. Einige Landkreise erklären, da man schon vor Corona nicht mit voller Auslastung geplant habe, sei deshalb die Anzahl der Fahrzeuge ausreichend. Hier dürfte sich der Druck durch Eltern, Schüler und politischer Öffentlichkeit erheblich verstärken.

Vielerorts werden derzeit private Unternehmen für Verstärkerfahrten einbezogen und Reisebusse im Schülerverkehr einzusetzen. Denn in den Betrieben fehlt es an Personal für die Verstärkerfahrten, selbst dann, wenn ausreichend Solobusse zur Verfügung stehen.

Auch der Einsatz von Gelenkbussen schafft etwas Entlastung, aber selbst die geraten an ihre Kapazitätsgrenzen, so jedenfalls die Rückmeldung aus einigen Betrieben. In Halle setzt die HAVAG die gute alte – und unzerstörbare – Tatra-Straßenbahn ein, um mehr Kapazitäten anbieten zu können. Und mancher kleinere Regionalverkehr kauft kurzfristig in der Not alte Gelenkbusse, um eine schnelle Verbesserung zu erreichen.

Der Appell von Nahverkehrsunternehmen, Schulanfangszeiten zu staffeln, um so die Situation im Schülerverkehr zu entspannen, trifft in den meisten Fällen leider auf taube Ohren. Das war schon vor Corona so. Die Hoffnung bleibt, dass in den kommenden Monaten jedoch ein grundsätzlicher Umdenkungsprozess in den Schulverwaltungen eintreten könnte.

Unser Fazit:

  • Zu wenig Fahrer! Was vor Corona bereits zu großen Engpässen geführt hatte, wird nun besonders deutlich. Wir brauchen eine realistische Personalbedarfsplanung und gute Bedingungen in den Dienstplänen.
  • Bus und Bahn kämpfen weiterhin mit ihrem Image als „Virenschleuder“. Die Menschen sind misstrauisch und vorsichtig. Hygieneschutz muss deshalb auch eine nachhaltige Qualitätsaufgabe bleiben, wenn wir Corona hoffentlich längst überwunden haben.