Stressbewältigung im Fahrdienst

Interview mit Volker Bourauel zu unserem Pilotprojekt mit den Göttinger Verkehrsbetrieben (GöVB)

Volker Bourauel auf dem Koblenzer Forum 2021


Baustellen, Staus, technische Probleme, Ärger mit Fahrgästen – die Liste stressiger Situationen im Fahrdienst ist lang. Das Problem: Die Fahrerinnen und Fahrer können nicht mal eben die Tür hinter sich schließen und ein paar entspannende Übungen machen, um wieder runterzukommen. Sie sitzen ja nicht im Büro, sondern hinterm Lenkrad.

Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Gesundheitstrainer Volker Bourauel ein Modul zur Stressbewältigung entwickelt, das speziell auf den Fahrdienst zugeschnitten ist.

Erstmals wurde das Pilotprojekt 2020 mit den Göttinger Verkehrsbetrieben (GöVB) durchgeführt. Nach coronabedingter Pause wird es in diesem Jahr fortgeführt. Über Inhalte und erste Erfahrungen berichtet Volker Bourauel in unserem Interview.

Welchen Zeitumfang haben die Schulungen?
Es sind eintägige Seminare mit jeweils acht bis zehn Teilnehmenden. Der Zeitaufwand für den Einzelnen ist also überschaubar – und er bleibt es auch. Denn danach kennt jeder Techniken, die er oder sie jederzeit –auch hinterm Lenkrad – schnell anwenden kann, um Stresssituationen abzufedern und sich besser zu fühlen. Man muss also nicht noch nach Feierabend Kurse besuchen oder Übungen machen.

Was für Techniken vermitteln Sie?
Zum einen üben wir verschiedene Atemtechniken ein, denn die Atmung beeinflusst am schnellsten Stoffwechsel und Organismus. Zudem geht es um einfache Übungen zur Entspannung von Muskeln und Gelenken. Sie lindern Verspannungen und Schmerzen. Ein Tag reicht, um die Grundkenntnisse zu vermitteln und einzuüben.

Aber vergisst man die nicht schnell wieder?
Der Körper nimmt diese neuen Erfahrungen wahr und speichert sie ab. Man kann sie jederzeit hervorholen. Auf dem letzten Koblenzer Forum erzählte mir ein Teilnehmer: „Ich habe da ja nicht dran geglaubt, aber dann habe ich es doch mal ausprobiert. Und es hat funktioniert.“

Welche Rückmeldungen gibt es noch?
In den Seminaren taucht oft die Frage auf: „Ja, wann soll ich das denn machen? Ich fahre doch!“ Das stimmt. Aber es gibt immer kleine Zeitfenster, die man gut nutzen kann – zum Beispiel, wenn die Ampel auf Rot oder der Bus im Stau steht. Auch Stopps an Haltestellen, an denen niemand einsteigt, eignen sich. Natürlich muss man dafür den inneren Schweinehund überwinden. Das scheint vielen zu gelingen, denn immer wieder höre ich, dass das Gelernte eine große Hilfe sei.

Apropos innerer Schweinehund: Was hilft dagegen?
Am Ende unserer Seminare schließen die Teilnehmenden eine Zielvereinbarung mit sich selbst. Darin legen sie unter anderem fest, wie, wann und wo sie die Übungen im Dienst umsetzen wollen. Das kann helfen, am Ball zu bleiben. Der größte Motivator aber ist, am eigenen Körper zu erfahren, dass es tatsächlich funktioniert.

Weitere Informationen gibt es bei Conny Reimann: Telefon 02681/98 39 714, Mail: cornelia.reimann@wunder-ub.eu