Ein E-Bus macht noch keine Verkehrswende

Betriebsräte fordern mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen im Nahverkehr.

Koblenz, 22. Januar 2020 – Rund 140 Arbeitnehmervertreter diskutierten vom 20.-22. Januar 2020 in Koblenz die Chancen und Risiken der Verkehrswende für die Beschäftigten in Nahverkehrsunternehmen. Die Mitbestimmungs-Experten trafen sich im Rahmen des Koblenzer Forums, einem Netzwerk für die Entwicklung des ÖPNV. Ihr Fazit: „Die Verkehrswende gelingt nur mit guten Arbeitsbedingungen.“

Die Politik hat den öffentlichen Personennahverkehr als Klimaretter entdeckt: Millionen Euro werden für die Umstellung auf E-Mobilität bereitgestellt und ein Mehr an Verkehrsleistung gefordert. Doch schon jetzt kann der Tagesbetrieb aufgrund Personalmangels kaum bewältigt werden.

 „Wenn die Verkehrswende kein Lippenbekenntnis bleiben soll, brauchen die Nahverkehrsunternehmen mehr Personal“, so Thomas Wunder, Initiator des Koblenzer Forums und Berater für Mitbestimmung und Organisationsentwicklung. In Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel fielen neue Mitarbeiter jedoch nicht vom Himmel. „Menschen werden sich nur für eine Beschäftigung als Bus- oder Bahnfahrer entscheiden, wenn die Arbeitsbedingungen attraktiver und familienfreundlicher werden.“ 

„Uberisierung“ des Nahverkehrs vermeiden
Um mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn zu bewegen, setzen erste Kommunen auf On-Demand-Verkehre. „Bisher hat sich herausgestellt, dass dies nur sinnvoll ist in Randbereichen größerer Städte und als Angebot für Wochenenden und Nachtverkehr“, so Volker Röske, Sozialforscher und Mitinitiator des Koblenzer Forums. „Wenn On-Demand-Angebote ausschließlich von Privaten betrieben werden, besteht die Gefahr, dass prekäre Arbeitsverhältnisse entstehen mit 450 Euro-Kräften und weit unter Tarif.“

Hintergrund: Das Koblenzer Forum
Zu Beginn eines jeden Jahres treffen sich Betriebsräte, hauptamtliche Verdi-Sekretäre, Berater, Fachjuristen und Unternehmensvorstände auf dem „Koblenzer Forum“, um drei Tage lang aktuelle Themen des ÖPNV zu beraten – und das seit 2003.

Mittlerweile hat sich das Koblenzer Forum zu einem Netzwerk entwickelt, das die Entwicklung im ÖPNV aus Sicht der Beschäftigten diskutiert und vorantreibt. Auf einer geschützten Internetplattform können sie sich austauschen sowie aktuelle Informationen und hilfreiche Arbeitsmaterialien abrufen. Initiiert und organisiert wird das „KoFo“ von der Thomas Wunder Unternehmensberatung für Mitbestimmung und Organisationsberatung.

Nachtrag
Die Pressemitteilung wurde von zahlreichen Medien aufgenommen: SWR AktuellRhein Zeitung, sowie den Branchen-Medien Roter Renner und BusFahrt.