Informationen zum Stand der Verkehrswende im ÖPNV

Neue Daten und eine neue EU-Richtlinie

Anfang November 2019 erschien umfangreiches Datenmateriel in der Ausgabe „Statistik 2018“ des Branchenverbandes VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen). Angesichts des Stellenwertes, der dem ÖPNV im Rahmen der Verkehrswende zugewiesen wird, sollen hier einige interessante Zahlen aus der „Statistik 2018“ näher vorgestellt werden[1].

Über 50% der ÖPNV-Fahrgäste sind schon elektromobil unterwegs

Im Liniennahverkehr verteilen sich die insgesamt 11, 4 Mrd. Fahrgäste 2018 im ÖPNV auf drei Sparten: Bus, Straßen,-Stadt- und U-Bahn sowie den Personennahverkehr mit Eisenbahnen. 40 % der Fahrgäste nutzen Busse, 38 % Straßen,- Stadt- und U-Bahn und 22 % Eisenbahnen. Da 75 % der Triebfahrzeuge im Eisenbahnnahverkehr elektrisch angetrieben werden, bedeutet dies, dass über 50 % oder etwa 6,3 Mrd. Fahrgäste im ÖPNV mittels Elektromobilität lokal emissionsfrei unterwegs sind. Wie sieht es nun aber mit den Fahrgästen aus, die die Busse des ÖPNV nutzen?

Mehr als 33.500 Busse werden im ÖPNV eingesetzt

Die Anzahl der im ÖPNV eingesetzten Busse wird statistisch offiziell nicht erfasst. In den „Richtlinien zur Förderung der Anschaffung von Elektrobussen im öffentlichen Personennahverkehr vom 5. März 2018“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit heißt es: „(d)erzeit gibt es in Deutschland ca. 36.000 ÖPNV-Busse im Linienbetrieb“. Umso erfreulicher ist es, dass der VDV für seinen Organisationsbereich genau Buch über den Busbestand führt. 2018 waren es insgesamt 23.496 Busse, darunter 862 oder 3,7 % mit alternativen Antrieben, davon sind wiederum nur 140 oder 0,6 % Elektrobusse. Zu den eigenen Bussen der VDV-Verkehrsunternehmen kommen noch 10.051 angemietete Busse von Subunternehmen hinzu, was bei einer Gesamtzahl von 33.547 Bussen einer Anmietquote von fast genau 30 % entspricht.

Hauptverkehrsträger bei den Bussen sind die Fahrzeugarten: „Standardlinienbus“ und „Gelenkbus“. In den Betrieben mit Stadtverkehr werden 93 % der Fahrgäste mit ihnen befördert. Die entsprechenden Anteile stellen sich im Stadtverkehr wie folgt dar: 54 % oder 10.748 Standardlinienbusse und 39 % oder 7.769 Gelenkbusse[2].

Der VDV schätzt die Anzahl der im ÖPNV eingesetzten Busse vorsichtig auf „mehr als 33.500 Busse“. Insgesamt dürfte die Anzahl der im Liniennahverkehr eingesetzten Busse wohl bei 35.000 bis 36.000 Bussen liegen, was etwa 45 % der beim Kraftfahrzeugbundesamt registrierten 79.438 Kraftomnibusse[3] entspricht.

Die Umrüstung der Dieselbusse auf Elektromobilität hat begonnen

In den vergangenen Jahren sind die Schadstoffemissionen bei Bussen erheblich reduziert worden. Allerdings werden die Schadstoffemissionen (im Wesentlichen Kohlenwasserstoffe, Kohlenstoffmonoxid, Stickstoffoxide und Rußpartikel) erst mit der Einführung der Abgasnorm Euro VI 2012 wirksam reduziert. Der Anteil dieser Euro VI-Busse ist seit 2014 stark angestiegen, von knapp 7 % (2014) auf 33 % im Jahr 2018. Dieser Anteil wird sich in den Jahren bis 2021 weiterhin stark erhöhen.

Euro VI als alleinige Abgasnorm reicht jedoch nicht aus, um die vereinbarten Klimaschutzziele der Bundesregierung – bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen – und dies heißt insbesondere ‚CO2-Nettoemission: Null‘ umzusetzen.

Der Weg zu einem emissionsfreien Bussystem ist – aus heutiger Sicht – noch lang. Denn es gilt nicht nur lokal einen Bus emissionsfrei zu fahren. Auch für die Busproduktion selber sowie die Herstellung der Batterien sind noch große Anstrengungen zu unternehmen, um die dort anfallenden Schadstoff- und Treibhausgasemissionen umfassend zu reduzieren.

2018 lag der Anteil der Elektrobusse bei gerade einmal 0,6 %. 2020 wird dieser Anteil sich erheblich erhöhen. Einschließlich der aktuell (Nov. 2019) bestellten 750 Elektrobusse wird dann der Anteil der Elektrobusse bei etwa 4,5 % liegen[4]. Wie der Weg in ein emissionsfreies Bussystem aussehen kann, zeigt aus Sicht der EU deren neue Richtlinie zur Beschaffung lokal emissionsarmer Busse.

Neue EU-Richtlinie zur Beschaffung lokal emissionsarmer Busse

Die neue EU-Richtlinie unterstützt die vereinbarten Klimaziele zu einer emissionsarmen Mobilität, denn die Abgasnorm Euro VI hat keinen Einfluss auf das Treibhausgas CO2. Der CO2-Ausstoss bei Bussen soll durch neue Antriebstechnologien ohne fossile Brennstoffe reduziert werden. Ein entscheidender Treiber zur Erhöhung des Anteils von lokal emissionsfreien Bussen wird die Richtlinie (EU) 2019/1161 vom 20. Juni 2019 über die Förderung sauberer Straßenfahrzeuge zur Unterstützung einer emissionsarmen Mobilität sein. Am 1. August 2019 ist sie in Kraft getretenen. Sie passt die bestehende Richtlinie 2009/33/EG vom 23. April 2009 an die Vorgaben zur CO2-Reduzierung um und setzt ab dem 1. August 2021 verbindliche Mindestziele für die Beschaffung emissionsfreier (d.h. elektrischer) und sauberer (d.h. durch Nutzung alternativer Kraftstoffe) Busse bis Ende 2030 (siehe die grafische Darstellung der neuen Richtlinie in Abb.1).

Über den Link kann die RL(EU) 2019/1161 vom 20. Juni 2019, in Kraft getreten am 1. August 2019, heruntergeladen werden: https://eur-lex.europa.eu/eli/dir/2019/1161/oj?eliuri=eli:dir:2019:1161:oj

Abb.1 Schematische Darstellung der Richtlinie 2009/33/EG vom 23. April 2009 n.F. über die Förderung sauberer Straßenfahrzeuge zur Unterstützung einer emissionsarmen Mobilität*


[1] Soweit nichts anderes angegeben, beziehen sich die folgenden Angaben auf: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Hg.: Statistik 2018, 2019 (Nov.)

[2] Der Anteil der Busarten für den Regionalverkehr und Gesamt kann nicht ausgewiesen werden, da keine genauen Angaben der DB Busgesellschaften vorliegen.

[3] KBA Pressemitteilung Nr. 6/2018: Der Fahrzeugbestand am 1. Januar 2018

[4] eigene Berechnung, Angaben sind der VDV Internetseite entnommen. https://www.vdv.de/elektromobilitaet-im-oepnv.aspx; Abfrage am 22.Nov.2019